Vorwort
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Der Begriff "Energie" geht auf Aristoteles zurück und ist damit über zweitausend Jahre alt. Aber erst in den vergangenen zwei
Jahrhunderten hat er Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden.
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Seitdem sind umwälzende Entdeckungen in Naturwissenschaft und Technik mit diesem Wort verbunden. "Energie" ist für die Gesellschaft
ein zentrales und die Zukunft bestimmendes Thema geworden.
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Oft wird über "Energie" gesprochen, selten werden die Grundlagen des Begriffs erläutert.
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Deshalb soll dieses Internet-Portal Basiswissen und einige aktuelle Fakten vermitteln, die für den Gebrauch des Wortes "Energie" hilfreich sind.
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Ausgangspunkt der seit 2005 bestehenden Internet-Präsentation waren Vorlesungen, die D.F. von 2001 bis 2019 für Schüler, Studenten und
Senioren vorwiegend an der Universität Leipzig gehalten hat.
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Auch die Internet-Seiten sind vor allem an naturwissenschaftlich oder technisch interessierte Nutzer adressiert. Wer keine Vorkenntnisse auf diesen Gebieten hat, wird einiges nicht verstehen,
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z. B. die Gleichungen zur Ableitung der Einstein'schen Äquivalenz von Energie und Masse. Man kann aber Gleichungen überspringen und sich auf
die Erklärungen der Sachverhalte im Text konzentrieren,
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die für Jedermann verständlich sein sollen.
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Der Energie-Begriff
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Der Begriff "Energie" ist erst im 19. Jahrhundert aus der französischen und englischen in die deutsche Sprache übergegangen.
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Er hat einen griechischen Ursprung "Enérgeia", zu deutsch "Wirksamkeit". Aristoteles erklärte Enérgeia als die
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Wirkkraft, durch die Mögliches in Seiendes übergeht.
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Das Wort "Energie" war jedoch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Conversationslexikon Leipzig, 9. Auflage 1848, nicht zu finden.
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Obwohl sich der Begriff "Energie" erst im späten 19. Jahrhundert durchsetzte, begann die Begriffsbildung bereits Ende des 17. Jahrhunderts.
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Gottfried Wilhelm von Leibniz hat im Jahre 1686 Vorstellungen entwickelt, die unseren heutigen Begriffen von kinetischer und potenzieller mechanischer Energie weitgehend entsprechen.
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Das Wort "Energie" ist erstmals 1800 von Young in die Physik eingeführt worden, konnte sich damals aber noch nicht durchsetzen.
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Young hat später durch Beugung am Spalt die noch heute gültigen Auffassungen über die Wellennatur des Lichts begründet. Coriolis und Poncelet definierten 1828/29 den Begriff "Arbeit".
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Unter Verwendung dieses Begriffs haben in den Jahren 1842 - 1847 Mayer, Joule und Helmholtz jenen fundamentalen Zusammenhang entdeckt und formuliert,
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den wir heute als Energiesatz bezeichnen und für die Definition des Begriffs "Energie" in den Naturwissenschaften verwenden:
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Energie kann nicht erzeugt oder vernichtet,
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sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden.
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Anstelle des Wortes "Energie" verwendeten sie aber die Begriffe "lebendige Kraft", "Spannkraft" oder "Fallkraft".
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In den Jahren 1851-1852 haben Thomson (Lord Kelvin) und Rankine schließlich den Begriff "Energie" als für alle Bereiche der Physik gültige Verallgemeinerung eingeführt
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und damit alle bis dahin unter Verwendung des Wortes "Kraft" gebräuchlichen Begriffe ersetzt.
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1905 begründete Einstein mit der speziellen Relativitätstheorie die allgemeine Äquivalenz von Energie und Masse, siehe Energie und Masse.
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Damit wurde der Begriff "Energie" in der Form verallgemeinert, die bis heute in den Naturwissenschaften gültig ist.
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Im Brockhaus-Konversations-Lexikon (Leipzig, 14. Aufl. 1893) steht vor der Jahrhundertwende bereits eine halbe Seite über Energie.
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Die Ausführungen beginnen mit der Tatkraft, gefolgt von mechanischer Energie, und nennen elektrische Energie am Ende.
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Begriffe wie "Energieerzeugung" oder "Erneuerbare Energie" widersprechen dem Energiesatz, nach dem ausdrücklich Energie nicht erzeugt werden kann.
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Auch ein "energischer Mensch" wird durch den Energiesatz nicht beschrieben.
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Man kann deshalb außerhalb der Naturwissenschaften für "Energie" eine allgemeine Beschreibung in Anlehnung an Aristoteles verwenden:
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Energie ist ein Zustand, der die Bereitschaft zur Verrichtung einer Arbeit darstellt.
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"Ein Objekt besitzt Energie, wenn es sich selbst oder etwas anderes
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schneller oder langsamer machen kann, erwärmen oder verformen kann."
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